Im Nachgang einer Demonstration ohne Zusammenstöße, stürmte die Polizei nach Ende der Versammlung mehrfach in die sich verstreuende Menge. Dabei setzten die BFE Einheiten aus Göttingen und Hannover massive Gewalt ein um sich den Weg durch die Menschengruppe zu prügeln. Es gab mehrere Verletzte. Die Rechtfertigung für diesen Angriff waren lediglich angebliche Ordnungswidrigkeiten, für die die betroffenen Person erkennungsdienstlich behandelt werden sollte. Auf den ersten Angriff folgten weitere, um weitere Personen erkennungsdienstlich zu behandeln, die nach Auffassung der Polizei bei dem vorangegangenen Angriff Widerstand gegen die Beamt*innen geleistet hätten.
Diese eskalierende Taktik, bei der der erste Angriff auf die Demonstrant*innen als Rechtfertigung für die folgenden Angriffe dient, ist etwas, dass bereits bei früheren Demonstrationen in Einbeck zu beobachten war und einen Wechsel in der Taktik der Polizei darstellt. Durch das Abfilmen des gesamten Demonstrationsgeschehens und das Sichten des Materials vor Ort ist die gezielten Identifizierung von Personen möglich, auch bei größerem zeitlichen Abstand zwischen "Tathergang" und Ingewahrsamnahme, ohne sich auf die Beobachtungen und das Gedächtnis einzelner Beamt*innen verlassen zu müssen. Das erlaubt der Polizei, auf das Ende einer Veranstaltung zu warten, um sich die entspanntere Atmosphäre und eher lockere Aufstellung der Teilnehmenden zu nutze zu machen. Anstatt zu versuchen Menschen während der Demonstrationen aus den geschlossenen Reihen heraus zu ziehen, stürmen die BFE Einheiten in die lose und schrumpfende Gruppe von Teilnehmer*innen während diese sich auf die Abreise vorbereiten. Nachdem die Versammlung offiziell für beendet erklärt wurde erlöschen auch viele Rechte, die die Teilnehmenden auf Grund des Versammlungsrechtes hatten, wodurch die Beamt*innen der Polizei freier agieren können.
Was bedeutet das aber für linke Gruppen und Strukturen? Abreiseplanung muss Teil der Aktionsplanung werden!
Anreise- und Demonstrationskonzepte sind Gang und Gebe, aber häufig wird die Abreise einfach nur als der umgekehrte Teil der Anreise gesehen und nicht weiter als entscheidend bedacht. Ereignisse wie in Einbeck zeigen uns, dass sich das ändern muss. Die Polizei nutzt für ihre Eingriffe die verhältnismäßige "Sorglosigkeit" zwischen Veranstaltungsende und Abreise und das kann nicht nur zu Repression, sondern auch zu Verletzten führen. Auch wenn es anstrengend und unangenehm sein kann, das Stresslevel einer Demonstration auch noch auf die Abreise zu verlängern, so ist es doch wichtig, zu eurem Schutz und dem euer Genoss*innen. Wenn ihr Demonstrationen organisiert, plant das Ende und das Verlassen des Abschlussortes genauso wie die restliche Demonstration. Wenn ihr teilnehmt, sprecht euch in euren Strukturen und Bezugsgruppen ab, wie und wann ihr abreisen wollt. Es gibt natürlich keine Garantie, ob und wie man sich gegen die Prügelorgien der Polizei behaupten/schützen kann, aber es ist wichtig, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln und der Polizei nie unvorbereitet zu begegnen.